- Zu Gast in der Benediktinerabtei St. MatthiasAls in vieler Hinsicht anregend und gewinnbringend erwies sich für die rund 60 KJU-Mitglieder der Besuch in der Benediktinerabtei St. Matthias. Unter dem Motto „Impulse zur Fastenzeit – Belebendes aus dem Kontext der Möche“ hatte Abt Ansgar Schmidt den KJU zu einer Vortragsveranstaltung eingeladen.Abt Ansgar schöpfte in seinem Vortrag aus dem Kontext der 1 500 Jahre alten Benediktusregel überaus aktuelle Impulse. Drei wesentliche Aspekte bestimmten den Vortrag des Referenten.Der erste Impuls bezog sich auf die Anregung Benedikts, dass eigene Verhalten an einem Grundsatz zu orientieren, der ihn selbst leitete, nämlich „alle Menschen ehren“. (Honorare omnes homines) Solle dieser Satz - so Abt Ansgar – nicht zu einem Slogan ohne Folgen verkommen, führe er zu Konsequenzen im Verhalten Leitender und im Verhalten untereinander. Der Abt, (bezogen auf die heutige Zeit jeder Führende) müsse wissen, welch schwierige und mühevolle Aufgabe er auf sicht nimmt, Menschen zu führen und der Eigenart vieler zu dienen. Im Verhalten untereinander liefere der Grundsatz Benedikts Leitpunkte für den Umgang mit aktuellen Themen wie der Zuwanderung ebenso wie im Blick auf Familien, Alleinerziehende, Kranke und Alte, aber auch Mobbing am Arbeitsplatz und in der Verwandtschaft. Der zweite Aspekt, den Abt Ansgar Schmidt aus den 1 500 Jahre alten Benediktusregeln ableitete, bezog sich auf das Klostervermögen, über dessen vielleicht allzu geringe Höhe der Abt sich nicht beunruhigen solle. Dieser Hinweis deute – so Abt Ansgar – die bereits damals bestehende Gefahr an, sich in der Ordnung der eigenen Werte zu vertun und etwas an den ersten Platz zu stellen, was da nicht hingehöre. Der Referent verdeutlichte diesen Zusammenhang mit einem Zitat aus der FAZ: „Das ist das schöne am liberalen Weltbild, dass es zu Konflikten gleich welcher Art nicht kommen kann. Denn es gibt immer nur ein Interesse, das persönliche, und für dieses einzige Interesse immer nur einen einzigen Maßstab, das Geld.“ In seinem dritten aktuellen Bezug auf das Regelwerk Benedikts machte der Referent deutlich, dass alle Ordnung und Anordnung von menschlicher Schwäche begleitet und auch immer wieder eingeholt werde. Es gelte, den Schaden zu begrenzen und nach praktikablen Lösungen zu suchen. „Grundsätze – so Abt Ansgar Schmidt – „erweisen ihre Bewährung in ihrer Flexibilität oder in dem Augenmaß, mit dem sie Anwendung finden. Der Mensch benötige ein Geländer und kein Korsett.“Um diese Haltung zu unterstreichen wurden – zum Abschluss – zwei Geschichten aus den „Weisungen der Väter“ erzählt: Die vom schlafenden Mönch („Wenn ich einen Bruder beim Gebet einschlafen sehe, dann bette ich seinen Kopf in meinen Schoß, damit er besser ruhen kann“) und die vom Soldaten, dessen Uniform einen Riss bekommen hat („Gott wirft nicht weg“). Gedult haben – so Abt Ansgar Schmidt abschließend – mit dem, der seinem Leben wieder Kontur geben und in es Maßstäbe einzutragen sucht, die nicht von solcher Liberalität bestimmt sind wie oben zitiert.
27.02.2002